Historie

Historie

Geschichte der St.-Sebastianus-Bruderschaft 1449 Schiefbahn e. V.

Wie alt in Wirklichkeit unsere St.-Sebastianus-Bruderschaft Schiefbahn ist, wird wohl immer ein Geheimnis der Vergangenheit bleiben. Die Entwicklung ist in der ältesten Zeit fast eine Parallele zu unserer Heimatgeschichte. Etwa bis zur Regelung des kurkölnischen Schützenwesens durch Erzbischof Ruprecht von der Pfalz um 1745, sind nur wenige Nachrichten über unsere heimischen Bruderschaften bekannt. Die Namen für alte Schütterein, die ihr Dasein dem landesherrlichen Interesse an einer Landmiliz verdanken, waren wohl mehr als Spell oder Spiel im Sinne einer Honschaft zu verstehen.

Im Jahre 1415 traten in Neuß die Schützen zur Gründung einer Sebastianus-Bruderschaft zusammen. Es ist vorstellbar, dass durch die enge Nachbarschaft und gute Verkehrsmöglichkeit (alte Römerstraße), aber vor allen Dingen durch die kirchliche Verbindung (Anrath, zu deren Pfarre Schiefbahn gehörte, zählte zum Dekanat Neuß) sich ähnliches auf unserem Gebiet vollzog. Zumal im Jahre 1430 der Begriff ,,op der Schyffbanen” erwähnt wird und diese im heutigen Unterbruch lagen. Der Name bedeutet Scheibenstand und dürfte durch einen Scheibenschießstand entstanden sein.

Somit haben schon die Schützen Taufpaten zu unserem heutigen Heimatnamen Schiefbahn gestanden (Schyff – Scheibe und ban – stand).

In einer Zeit also, in der Bauern und Siedler in unserem Flurstück sesshaft wurden, wird wohl der Gedanke, geprägt von der christlichen Nächstenliebe zur Gründung beigetragen haben. Die vielen Bruderschaften, deren Entstehen in diese Zeit fiel, wählten fast alle jenen christlichen Hauptmann der kaiserlichen Leibgarde zu ihrem Patron, der unter Kaiser Diokletian um 288 von Pfeilen durchbohrt, den Märtyrertod erlitt. Erste urkundliche Erwähnung der St.-Sebastianus-Bruderschaft Schiefbahn entdeckte Jakob Germes in den Rechnungsakten des Stadtarchivs in Cöln: Anno 1449 up Skt. Heribertsdag des heiligen Bischofs Seinolt bestrafet worden mit 2 guldtschilden Henno Eyndthausen aus dem Unterbroich Schützenbruder auf der Schiefban (S. S. Seb.). Die Buch-stabenabkürzungen bedeuten Sodulitus-Santie-Sebastianie (St.-Sebastia-nusbruderschaft). Es ist also naheliegend, dass bereits die kleine Kapelle, die dem Hl. St. Hubertus geweiht war, eine Art Patronatsfest hatte. Urkundlich wird zwar die Kapelle erst 1458 erwähnt, doch schon 1548 zur Pfarrkirche in Schiefbahn erhoben. Die Entwicklung mag durch die günstige Handelslage entstanden sein. Die ungünstige Grenzlage aber veranlasste auch bald die kurkölnische Regierung den Ort zum Flecken zu erheben, damit er sich durch Gräben und Wällen schützen konnte. Dies dürfte etwa um 1590 gewesen sein.

War es bis hierhin mehr die Aufgabe der Fürsorge, der Krankenpflege oder der Totenbestattung, so übernahm nun die Bruderschaft verstärkt die Wehr- und Schutztätigkeit in unserem Ort. Zur Befestigung des Fleckens leisteten Sie Ehrendienst. In Kriegs- und Gefahrenzeiten hielten Sie Wache auf dem Kirchturm, sicherten Ortseingänge und Befestigungen. In friedlichen Zeiten bestanden ihre Aufgaben mehr in religiösen und sozialen Tätigkeiten. So nahmen sie an kirchlichen Umzügen teil, hielten lhre Messen am eigenen Altar, spendeten den Armen Kleidung und Essen. Es ist auch anzunehmen, dass sie Stiftungen für ein Benefizium des Priesterberufs machten, zumal dies in der Nachbarschaft Anrath sehr oft bei den dortigen Sebastianusbrüdern geschah. Dafür spricht 1., dass die Pfarre Schiefbahn hinsichtlich einiger Rechte noch bis 1655 der Pfarre Anrath unterstellt war, und 2., dass die Anrather Schützen ihren Schießstand zu dieser Zeit noch im Unterbroich liegen hatten.

Statuten und Bräuche sind also sicherlich auch gleich gewesen. Meist sollte einheimischen Söhnen den Weg zum Priestertum ermöglicht werden und dabei strenge Überwachung ausgeübt werden, wie eine Notiz aus dem Anrather Kirchenarchiv 1594 berichtet: ,,Man sall fleisige Upsichtung haben, off er auch der Studierung fleißig nachsetze, alle Jahrs, dieweil er in der Studierung ist, soll ihm der Pastor einmal examinieren: so er aber nachlässig erfunden würde, soll ihre weiteres zu studieren nit gestattet werden.”

In dem befestigten Flecken ,,Schyffbahnen” erwartete nun die Sebastianusbrüder eine aufopfernde Tätigkeit. Hatte man gerade die Grauen der Belagerung der Stadt Neuß durch Karl den Kühnen vergessen, in dem die ganze Umgebung immer wieder geplündert und verwüstet wurde, so sah man sich bald wieder in einen neuen Krieg hineingezogen. Zwar hatten die Schützen unseres Ortes mit viel Mühe und Kosten die provisorische Dorfbefestigung erneuert und durch harte Übungen die Verteidigung erprobt, kam es in der Dahler Heide (Rheindahlen) zu der grauenvollen Schlacht zwischen dem Prinzen von Oranien und dem späteren Sieger Herzog Aina von Spanien. Die Chroniken berichten, dass im Umkreis von 8 Stunden die entseelten Leichname der Besiegten an den Bäumen baumelten. Als danach Kurköln, dessen Dingstuhl Schiefbahn war, in den Glaubenskrieg auf Seiten der Spanier trat, schienen die wechselvollen Belagerungen in unserem Ort nicht aufzuhören. Immer wieder fanden Plünderungen statt, forderte man von den Dorfbewohnern das letzte Stück Vieh aus dem Stall. Mit ebenso grausamem Verlauf wird wohl der ,,Truchhessische Krieg”, in unserem Flecken verlaufen sein, wie eine Notiz des Freiherrn Ambrosius von Virmond zu Neersen berichtet: ,,Viel Häuser op de Schyffbayn abgebrannt.” Pfarrer Streithoven berichtet aus Willich: “Die Bewohner hatten sich in die festen Güter Hülsdonk und Kollenburg geflüchtet. Die Kirche war ganz verbrannt und verödet, und in derselben wuchsen Gesträuche von der Dicke eines Mannesarmes, die den wilden Tieren Schutz und Sicherheit gewährten.”

Bis hier schien die Bruderschaft im freien Ermessen, Beschützer und Helfer in der Not gewesen zu sein. Ihr oblag teils die Verteidigung, die Hilfe bei Pestausbrüchen, ja sogar die teilweise Gerichtsbarkeit in Form von Scheffenabordnungen. Nach Ende des ,,Kölnischen Krieges” um 1590 kann es hiernach zu einer Neuordnung gekommen sein. Und zwar wurde Schiefbahn endgültig zu einer strategisch wichtigen Festung ausgebaut. Kurköln sah sich wahrscheinlich durch die immer wieder auflodernden Kriege dazu veranlasst.

Die Landesfürsten versuchten auch die Schützen mehr oder weniger in eine Ortsmiliz umzuwandeln, dabei sollte aber die Ordnung der Bruderschaft nicht gestört werden. Wie diese beiden Faktoren in unserem Ort verliefen, geht leider nirgends genau hervor. Fest steht wohl, dass die meisten Schützen in der Bruderschaft vereint waren. Eine Notiz aus dieser Zeit berichtet über eine Prozession: . . . ,,in Scheiban wurde wieder ausgeruh, dann begleiteten die Schützen der St.-Sebastianus-Bruderschaft die Gläubigen durchs gefährliche Bruch bis an Liedbergischem Gebiet . . .”. Sicher scheint aber auch, dass bei Beginn des ,,Dreißigjährigen Krieges” die Schützen auch in festen, militärischen Ortsgruppen vereint waren.

Der Ort wurde wiederum stärker befestigt. 1629 1633 wurden die Gräben vertieft und die Wälle angeschüttet und mit Strauchwerk bepflanzt. Arbeiten am Leven- und Bruchtor wurden 1639 verrichtet und 1640 wurde festgelegt, dass die Einwohner zur Schiefbahn bei Kriegszeiten oben die Tore gehen und sich daselbsten verteidigen sollten.

Pestausbrüche, Plünderungen und Hungersnöte kennzeichneten im ,,Dreißigjährigen Krieg” unseren Ort, der trotz Schützen und Verteidigungsanlagen immer wieder besetzt wurde. Nur im entfernt liegenden Bruch konnten sich die Bewohner vor den schlimmsten Greuel retten. Die alten Bauernschaften ,,Schiefbahner Hof” und das Rittergut ,,Hellenbroich” wurden vernichtet. Die Schiefbahner Scheffen verkauften Gründe, um nach diesem Krieg die schlimmste Not zu vermeiden.

Auch in die Bruderschaft waren tiefe Wunden geschlagen und die Tätigkeit fast erlahmt. Erst 1659, nach dem sie fast 10 Jahre geruht hatte, wurde die alte Ordnung der Bruderschaft wieder hergestellt. Seltsamerweise bestand aber die Schützentätigkeit noch: doch mag diese mehr amtlichen Charakter gehabt haben. Überraschend schnell schien sich die Bruderschaft wieder erholt zu haben, was vielleicht auf die wiederkehrenden Kriege oder der reformatorischen Bewegung zurückzuführen ist. Der bis in die heutige Zeit überlieferte Wahlspruch: ,,Glaube, Sitte und Heimat” mag wohl in dieser Zeit seine eigentliche Wiege gehabt haben. Denn fast alle umliegenden Bruderschaften erneuerten Statuten und strengere Pflichten gegenüber ihren Mitgliedern. In der Kirche nahm sie eine besondere Stelle ein. So unterhielt sie einen eigenen Altar und versorgte die Vikarie. Symbole dieser Art weist heute noch St. Hubertus auf, in deren rechten Schiff noch die Statue des heiligen St. Sebastianus steht. Auch eine Monstranz aus dem Jahre 1750 an deren rechter Seite das Bildnis des heiligen Sebastianus gegossen ist, scheint vom Bruderschaftsaltar gewesen zu sein.

Strenge Pflichten waren den Mitgliedern auferlegt. So mussten Sie in Anstand, Ordnung und entblößten Hauptes mit der Büchse hinter dem Heiligsten hergehen. Wer fernblieb wurde mit vier Stübern bestraft. Mit zwei Stübern wurde das Fortbleiben beim Vogelschuß bestraft. Wer öfters ausblieb schied als Mitglied aus. Auch das Vermögen der Bruderschaft wuchs und es wurde meist in Ländereien angelegt. Viele Höfe zahlten an die Bruderschaft Pacht. Zum größten Eigenbesitz zählte das Inventar den großen Schießstand im Unterbruch, von dem die Bruderschaft bis vor einigen Jahren besaß. Neben den Übungen auf das Scheibenschießen, welches 1611 endete, fand nun jährlich das Königsvogelschießen von der Stange statt. Nach der Vesper zogen die Mitglieder im geordneten Zuge zur Schießrute. Vor Beginn des Vogelschusses wurde nach einer alten Notiz gebetet: ,,,Sofern einer oder dem anderen seyn Gewehr durch ein Unglück zerspringen würde, wo Gott vor behüten wolle, vor solches und alles Unglück zu kehren, wollen wir sämtliche auf unsere Knye niederfallen und beten das Gebet des Herren und Ave Maria. Diesem nach gehet der erste Schuss im Namen ihrer Kurfürst gnaden.” Dem besten Schützen wurde dann vom Brudermeister die Kette mit dem Silbervogel übergestreift und die Königswürde verliehen. Im Dorf wurde anschl. vom König im Wirtshaus (,,Altes Brauhaus”) ein Ohm Bier, 100 Eier und ein Korb Brot an die Schützen ausgegeben.

Diese Schützenfeste werden wohl nicht viel anders als heute gefeiert worden sein. Leider wurde aber auch damals von unangenehmen Ausschreitungen berichtet, die aber ihren Ursprung hauptsächlich in der Auffassung hatten. So schien es, dass die jugendlichen Schützen eine weltlichere Einstellung in der Schützenfeier sahen und eine andere Gruppe, meist ältere und konservative Mitglieder, eine strengere, religiöse Feier befürworteten. Diese Faktoren scheinen auch dazu beigetragen haben, dass sich auf dem Höhepunkt der St.-Seb.-Bruderschaft eine Absplitterung von neuen Bruderschaften bildeten. So gründete sich 1706 die strenge Bruderschaft vom ,,Berge Karmel” und 1737 die temperamentvolle ,,St.-Hubertus Junggesellen-Bruderschaft”. Trotzdem blieb aber die St.-Sebastianus-Bruderschaft mit der größten Mitgliederzahl die stärkste Vereinigung. In der Schützentätigkeit zog sich die Bruderschaft vom Berge Karmel ganz zurück und legte ihre Tätigkeit mehr im caritativen und kirchlichem Bereich. Die Junggesellen-Bruderschaft und die St.-Sebastianus-Bruderschaft aber rivalisierten zusätzlich in der Wehr- und Schützentätigkeit.

Darüber hinaus waren die Sebastianer aber auch wieder eine wirtschaftliche Institution in der Gemeinde. Ihre Bedeutung hatte großen Einfluss auf Geschehen und Entwicklung des Ortes, sowohl in politischer, als auch in sozialer Hinsicht. Vorgänge und Abrechnungen wurde peinlich genau festgehalten, wie uns das älteste Rechenschaftsbuch der Bruderschaft dokumentiert und uns in einer Auswertung von Dr. Hügen die folgenden Hinweise zusätzlich dokumentieren. Es beginnt mit dem Jahr 1755 und endet mit 1825. Das rechteckige Format ist ca. 18 x 15 cm groß und umfasst 249 handgeschriebene Seiten. Es ist in Schweinsleder gebunden und ca. 5 cm dick. Der historische Wert ist für die Bruderschaft neben dem alten Schützensilber von unschätzbarem, dokumentarischen Wert. Der Hauptteil der beschrifteten Seiten bilden zum Anfang die jährlichen Rechnungsbelegeintragungen der Brudermeister, die am Patronatstag (St. Sebastianus), Mitgliedern und Präses (Pastor) zur Prüfung und Genehmigung vorgelegt wurden. Die einzelnen Posten geben uns heute authentische und aufschlussreiche Hinweise auf das Leben der Bruderschaft. So besaß sie im nahen Korschenbroich Weideland, wofür sie auch regelmäßig Pacht einnahm. Ebenfalls kamen Pachtgelder aus den Ländereien an der Schießrute. Aus der Vermietung der eigenen Pferde kamen jährlich unterschiedliche Beträge ein. Neueintretende Brüder mussten 1 Reichstaler Aufnahmegebühr bezahlten. Wie sehr aber die Bruderschaft der Kirche angelehnt war, beweisen die Ausgaben. So wurden jährlich 4 Quartelsmessen gelesen. Viel Geld wurde für Wachs bei den Kerzen am Bruderschaftsaltar ausgegeben, wobei Honorare für den Organist und dem Singen ebenfalls auffallen. Hauptausgabeposten war aber stets das große gemeinsame Essen der Brüder am St. Sebastianustag. Die, die nicht teilnahmen, erschienen dagegen auf der Einnahmeseite, wo zu lesen ist: . . . ,,von den Brüdern, die die Mahlzeit nicht mitgehalten hatten”. Das Rechenschaftsbuch erhält aber auch auf zwei Seiten ein Totenregister, sowie ein fast achtseitiges Mitgliederverzeichnis des Jahres 1783.

Aus der Auswertung von Dr. Hügen ist zu lesen, dass das Totenregister auf dem Kopf stehend geschrieben ist und die Namen von 32 Brüdern enthält, die in der Zeit von 1766 bis 1788 gestorben sind. Unter der Überschrift: ,,Nahmen deren in diesem 1788sten Jahre lebenden Brüdern aus der hochlöblichen Bruderschaft des Heiligen Martyrers Sebastiani der Pfarre Schieffbahn werden in folgendem 162 Mitglieder mit (wahrscheinlichem) Eintrittsjahr und Namen und Vornamen aufgeführt” (von anderer Hand wurde später das Sterbejahr nachgetragen). Diesem Mitgliederverzeichnis von 1783 folgen über 11 Seiten Aufstellungen über weitere Neuaufnahmen bis 1824. Der jeweils abgehende Brudermeister musste nun am Sebastianus-Tag dem Nachfolger die Coom (Holztruhe) mit eben diesem seinem Rechenschaftsbuch dem Überschußbetrag und dem Silber, das aus (Aufstellung im Rechenschaftsbuch vom Jahr 1783) dem Silbervogel mit samt Kette und 40 Schilden bzw. Platten, dem silbernen Knopf vom Fendel (Fahne), der Brustplatte, einem Silberstern, der Hellebarde und dem silbernen Halsring bestand, zu treuen Händen übergeben. Cornelius Sassenfeld, der abgehende Brudermeister im Jahre 1783, übergab danach alles ordnungsgemäß dem neuen Brudermeister Antonius Keukertz. Diesem wurde zur Seite gestellt, der für das folgende Jahr als Brudermeister vorgesehene Johannes Josephus, Gregonus Pauen und nach altem Brauch zwei weitere Schützenbrüder ,,ad caventem” Laurentius Hauser und Antonius Keukertz (evtl. ein Sohn). Diese Aufzeichnungen für den jährlichen Wechsel geben uns ein aufschlussreiches Bild über das damalige Leben in der St.-Sebastianus-Bruderschaft. Weitere Aufschlüsse aus jener Zeit geben die alten Silberplatten vom Königssilber der St.-Sebastianus-Bruderschaft (seit 1970 wurde die Hubertus-Junggesellen-Bruderschaft in die Sebastianus-Bruderschaft mit integriert, also auch das alte Silber von Ihnen, welches von da an der Jungschützenprinz einmal im Jahr beim Schützenfest trägt). Viele Platten von beiden Königssilbern aus der kurkölnischen Zeit sind leider verloren gegangen, doch die vorhandenen geben uns heute noch ein aufschlussreiches Bild aus jenen Jahren.

Ältestes Stück ist der sagenumwobene Silbervogel, der fast an allen Königsketten zu finden ist. Er symbolisiert die Siegerwürde und zeichnet den besten Schützen zum König. Nach einer alten Überlieferung soll der Silbervogel der St.-Sebastianus-Bruderschaft aus mehreren alten und beschädigten Silberplatten entstanden sein. Das dies der Wahrheit entsprechen kann, mag die Tatsache sein, das alte Notizen besagen, der jeweilige Schützenkönig müsse eine Platte aus 13lötigem Silber der Bruderschaft schenken. Doch ist die älteste vorhandene Platte aus dem Jahre 1701.

Genau wird man es aber nie erfahren können, ob der Vogel aus den Platten der vorherigen 250 Jahre gegossen wurde. Auch die Buchstaben auf der Brust des Vogels ,,H. H. B. B.” weisen auf keinen genauen Ursprung hin. Aufschlussreicher sind da schon die einzelnen Königsplatten. So die Silberplatte von 1724 von Laurentius Huser, auf dem ein Mann mit einer Leiter einen Dachdecker symbolisiert. Im Hintergrund ist die Kapelle St. Hubertus eingraviert. Sicherlich wollte er sein handwerkliches Können am Dach der kleinen Kirche dokumentieren. In der Platte von Peter Hauser 1736 ist der Südturm mit Bruchtor der Kleinen Befestigung Schiefbahns abgebildet. Wahrscheinlich wohnte er hierin und war auch Torwächter. In der Platte von Peter Hauser 1745 ist Justitia mit verschiedenen Handelswaren abgebildet. Er wollte so seinen ehrlichen Kaufmannsberuf symbolisieren. Die Platte von Johanes Korbus 1761 weist durch den Zirkel und Winkelmesser auf seinen Schreinerberuf hin. Bei Mathias Helings Platte 1780 weisen die eingravierten Werkzeuge auf seinen Schmiedeberuf hin und Laurentius Hausers Platte von 1790 zeigt einen Wirt mit Becher und Krug. Meist sind aber die Motive mehr religiöser Art. So kommen oft der Hl. Sebastianus und der Hl. Hubertus vor, aber auch das Kevelaerer Muttergottesbild. Ein Beweis, dass die heutigen Wallfahrten sehr alten Ursprung haben. Zwar wird die erste Pilgerreise nach Kevelaer laut Kirchenbuch im Jahre 1788 erwähnt, doch schienen sie schon früher gewesen zu sein, da auf der Platte von Paulus Brucker aus dem Jahre 1766 bereits das Bildnis der Kevelaer Muttergottes eingraviert ist. Im Schützensilber der St.-Hubertus-Junggesellen-Bruderschaft weist die Platte von Franciscus Hauser 1785 auf die alte Brautradition der früheren Gaststätte ,,Zum alten Brauhaus” hin. Aber auch die Königsnamen auf den kurkölnischen Silberplatten lassen erkennen, dass viele Nachfahren einstiger ,,Könige” noch heute unter uns leben. So findet man vor allen Dingen die Namen der heutigen Bauernhöfe Sürder, Hauser, Gribs, Klapdor, Hellings, Diepes usw. Das gerade die vielen Bauerngeschlechter Mitglieder der Bruderschaft waren, lag auch wohl an den umstrittenen Bruchrechten, die in den südlich von Schiefbahn gelegenen Gebieten herrschten.

Da die Landwirtschaft Haupternährer der Bevölkerung war und der karge Boden (Heide), nur spärliche Erträge brachte, boten die Brüche lebenswichtige Verbesserungen. Aber auch die Nachbarorte Gladbach, Kaarst, Büttgen und Kleinenbroich waren an einer Nutzung interessiert. Bis zur endgültigen Regelung und Kultivierung im nächsten Jahrhundert mussten also die Schützen die Interessen der Schiefbahner gegen unsere Nachbarn geltend machen. Dabei gab es große Streitigkeiten, ja oft fanden bewaffnete Überfälle statt. Eine ständige Wache stand im Sommer auf dem Kirchturm, um Torf und Düngestellen im Auge zu halten.

1734 läutete die Glocke während einer Prozession Sturm. Im Neersbruch waren die Gladbacher eingefallen und hatten Wach- und Hirtenhütten in Brand gesetzt. Als die Schützen der Bruderschaft eintrafen, waren Torf und Dünger gestohlen, Kuh- und Gänsehirt schwer verletzt. Weitere Überfälle und Schlägereien waren die Folgen, so 1742, als über 100 Gladbacher mit Flinten bewaffnet ins Neersbruch eindrangen. 1749 waren es 150 Gladbacher Schützen die von den Schiefbahner Sebastianus- und Hubertusschützen erfolgreich vertrieben wurden.

1784 mussten die Gladbacher den alten Lauf der Niers wiederherstellen, den sie ein Jahr zuvor mit 600 ,,Schützleutt” umgeleitet hatten. Im selben Jahr kam es zu einer tätlichen Auseinandersetzung mit den Büttgener Schützen, die den Schiefbahnern das Nutzungsrecht im Büttger Wald streitig machen wollten. Die alte Sage aber vom Schiefbahner Gänsehirt Brockjiske , der beim Weidegang immer auf einem Auge blind sei, weil er manches übersehen müsse, mag wohl umschreiben, dass auch die Schiefbahner nicht immer genau die Grenzen beachteten.

Als die Franzosen im Herbst 1794 das linke Rheinufer besetzten, schienen die Aufgaben der Bruderschaft ein plötzliches Ende gefunden zu haben. Sie verboten die weitere Betätigung des Schützenwesens, zogen alle Gewehre ein und beschlagnahmten das Bruderschaftsvermögen und hoben die Vikarie auf, welche in Besitz der Pfarre überging. Dem geschickten Handeln von Pastor Gregor Merkelbach und Brudermeister Petrus Keupeps, die rechtzeitig das wertvolle Silber in Sicherheit bringen konnten, ist es zu verdanken, dass uns die Platten bis in die heutige Zeit erhalten geblieben sind. Doch dies blieb auch zunächst das einzige Vermögen, neben einem kläglichen Geldbetrag. Hinzu kam nun auch, dass die Bruderschaft Sinn und Bedeutung, wie sie sich im Laufe der Jahrhunderte herausgebildet hatte, weitgehend verlor.

1798 erlaubte man dann doch wieder das Sebastianusfest. Doch es war nicht mehr das Fest wie bisher und wurde zunächst im stillen, bescheidenen Rahmen abgehalten. Der politische Druck durch die französische Zentralverwaltung wirkte sich auch besonders auf das kirchliche Leben aus. Enteignungen von Pfarreigentum machten auch vor den Ländereien der Bruderschaft nicht halt. Durch die Neuordnung der Verwaltung wurden auch die Aufgaben der Schützen unbedeutender. Das Schwergewicht der kommunalen Ordnung wurde nicht mehr vom Amt Liedberg geleitet, sondern durch die so genannte ,,Maire”, die in der Gemeinde Schiefbahn selbst verlegt wurde. Dies war nun eine Art Vorläufer unserer späteren Bürgermeister- und Gemeinderatsverwaltung. Für Recht und Ordnung sorgte zunächst das französische Militär, welches später durch eine Art Polizeimiliz ersetzt werden sollte. Nur widerwillig fügte sich die Bevölkerung der französischen Neuordnung und Integration. Sie passte sich deshalb vielerorts nur zum Schein an. Seit 1801 änderte sich unter Napoleon die Einstellung zur Kirche.

Die Verbote wurden wieder aufgehoben oder wesentlich gemildert. Der Zeit entsprechend änderte die Bruderschaft 1805 weitestgehenst die Statuten bzw. ergänzte sie. Der Vogelschuss sollte jetzt jeweils am 26. Mai stattfinden (Trennung von Patronatsfest und Schützenfest) und die Mitglieder mussten dort mit dem eigenen Gewehr erscheinen. Das Schießgeld erhielt der jeweilige Schützenkönig. Die Übungen wurden streng gehandhabt, aber es wurde auch anschließend noch tüchtig gefeiert. Das dies allgemein noch so gehalten wurde, ist dem Umstand zu verdanken, dass mit der Belagerung durch die Franzosen im Ort auch große Not und Teuerung herrschte. Scharen von Räuberbanden zogen durchs Land und gefährdeten Leben und Eigentum. Für die öffentliche Sicherheit wurde wieder eine Bürgerwehr aus den Sebastianusschützen gebildet. Zum Schutz der Bevölkerung richteten die Schützen fünf feste Nachtwachen ein. Die erste und Hauptwache lag im Flecken selbst, zwei waren im Unterbruch und zwei auf der anderen Seite des Fleckens. Die Nachtwachen lagen in besonderen Wachstuben und bestanden aus je acht Leuten im Alter von 16 bis 60 Jahren. Die Bekämpfung großer Räuberbanden wurde eine schwierige und gefährliche Aufgabe, die also die französische Behörde allein nicht lösen konnte. Sie waren auf die Mithilfe der Schützen unbedingt angewiesen. Für die Bekämpfung der Banden mit hohem Waffenaufwand und für die zusätzlichen Hilfen in dieser Notzeit, mussten viele Mittel aus der Kasse und dem Vermögen der Bruderschaft aufgebracht werden. Auf dem wieder zurückgegebenem Land an der Schießrute mussten die Brüder viel Baumbestand schlagen. Durch den Verkauf des Holzes konnte somit ein neuer Grundstock im Kassenvermögen geschaffen werden. Wahrscheinlich sind auch in jener Zeit die Viehweiden in Korschenbroich verkauft worden. Die allgemeine Entwicklung ließ die Bruderschaft jedoch in ihrer ursprünglichen Form immer mehr unbedeutend in unserem Ort werden.

Seit 1814 wurden sie nicht mehr für den Qrdnungs- und Wehrdienst gebraucht. Dafür trat jetzt eine Bürgermiliz ein, die der Generalgouverneur des Niederrheins, die neue Behörde seit Abzug der Franzosen, ins Leben rief. Als durch die Völkerschlacht bei Leipzig, Frankreichs Schicksal entschieden und Ende Januar 1814 das ganze Rheinland befreit war, flatterten schon bald die preußischen Fahnen im Ort. Die Lande links des Rheins bildeten jetzt das General-Gouverment ,,Niederrhein”.

Parallel zu dieser Entwicklung verlief die Entstehung der Hubertus-Bruderschaft. Sie entstand im Zusammenhang mit der Hubertusverehrung und der Wallfahrt zu unserer Pfarrkirche. Alljährlich kamen viele Prozessionen vom Niederrhein und den heutigen Nachbarländern, um in Schiefbahn am Hubertusschrein zu beten, damit Tollwut und Geisteskrankheiten von den Gläubigen fernbleibe. Dabei wurden auch tollwütige Hunde mit dem gesegneten Hubertusschlüssel gebrannt. Die Pilger konnten sich durch eine Spende als Mitglied in die Hubertus-Bruderschaft aufnehmen lassen. So ist auch zu erklären, dass diese Bruderschaft 1828, nachdem der Oberpräsident der Rheinprovinz gegen die Anwendung des kirchlichen Heilmittels einschritt, fast 2754 Mitglieder hatte. 1830 wurde durch die preußische Regierung die Wallfahrt verboten und die Hubertus-Bruderschaft aufgelöst. Die St.-Sebastianus- und die Hubertus-Junggesellen-Bruderschaft waren in dieser Zeit wenig aktiv, obwohl beide 1824 ein besonders großes Fest aufzogen. Wahrscheinlich aus Anlass eines Jubiläums. Doch die mangelnde Aktivität mag wohl durch die preußische Herrschaft, unter der neben politischer Unzufriedenheit auch noch schlechte Ernten, Hungersnöte und enorme Teuerungen kamen, entstanden sein. Spannungen zwischen der katholischen Kirche und dem Staat wirkten sich darüber hinaus noch auf die Ordnung der Bruderschaft aus. Um dem Abfall der Bruderschaften vorzubeugen, forderte das Kölner Generalvikariat eine Neuordnung der Bruderschaften. Kirchenvorstand und Pfarrer sollten Stiftungen und Urkunden stärker überwachen. Die Verpflichtungen und Leistungen sollten von der Pfarre erfüllt werden, da sie von den Bruderschaften mangelhaft verwaltet wurden.

Die erzbischöfliche Behörde forderte schließlich 1869 die Stiftungsfonds ganz in den Besitz der Pfarre zu geben. Landpacht und Erträge wurden 1870 auf einem Versammlungsbeschluss dem Pastor zugesprochen. Der Schießstand und das Land, auf dem er stand, solle aber in Verwaltung der Sebastianus-Bruderschaft bleiben. Mit diesem Entschluss solle vorgebeugt werden, damit die Stiftsfonds nicht an den Staat verpfändet werden konnten.

Fast um die Hälfte sanken nun die Einnahmen der Bruderschaft und eine Überholung der Statuten war die Folge. Hierbei wurde auch erstmals der frühere Schützenfesttag, drei Wochen nach Pfingsten, festgelegt. Am Sebastianustag solle weiterhin die Abrechnung erfolgen und ein Essen für die Mitglieder gereicht werden. Scheinbar ebenfalls durch preußischen Einfluss wurde auch erstmals das Wort Schützenverein in die Statuten übernommen. Ob der Name nun wirklich offiziell geführt wurde, lässt sich nicht feststellen. Dafür hielt aber der preußische Prunk bei den jährlichen Schützenfesten, der noch bis in die heutige Zeit seinen Einfluss behalten hat, Einzug. Die Ausgaben wiesen jetzt Leihgebühren für Hüte, Federn, Epauletten, Schnürungen, Schärpen, Bandoliere und Säbel auf. Für Offiziere und Adjutanten wurden Röcke angeschafft. Ebenso prunkvoll war die Kompanie der Junggesellen ausgestattet. Das gemeinsame Schützenfest wurde von beiden Bruderschaften geordnet. Hierbei kam es des öfteren zu Streitigkeiten, wer jeweils den Festzug anführen sollte.

Während die Sebastianer als älteste Bruderschaft das Recht für sich beanspruchten, wollten die Junggesellen der Kompanie, aus dessen Reihen der Schützenkönig kam, die Zugführung zusprechen. So wurde mehrmals eine Änderung von beiden beschlossen, bis man sich schließlich auf den Wunsch der Sebastianer festlegte.

Beide Bruderschaften nahmen nun immer mehr weltlichen Charakter an. Allgemein war im später erscheinenden Schützenbuch diese Entwicklung wie folgt bemängelt: . . . weiter hatte die Aufklärung des 18. Jahrhunderts, die auch vor dem Dorf nicht haltmachte, das religiöse Leben der jüngeren Mitglieder vielfach ins Wanken gebracht, den frommen Sinn der Vorfahren beseitigt und die Teilnahme an den öffentlichen Prozessionen zu einer Äußerlichkeit gemacht . . .

Doch scheint diese Entwicklung mehr oder weniger durch den Staat, der diese Umwandlung förderte, entstanden zu sein. Ein weiterer Faktor mag wohl auch dazu beigetragen haben, dass die früheren Aufgaben der Bruderschaft keine Betätigungen mehr in dieser Zeit fanden. 1860 wurden Festungsgraben und Wall beseitigt. 1862 und 1868 wurden Bruch- und Leventor niedergelegt. Vogelschuss und Schützenfest waren nun nur noch Erinnerungsfeiern an eine ernste Vergangenheit. Die kirchlichen und sozialen Aufgaben wurden aber weiterhin betrieben.

1866 wurde die Gründung einer neuen Sterbelade beschlossen. An jedem 1. Sonntag im Monat wurde von den Mitgliedern 10 Pfg. eingesammelt. Das Sterbegeld sollte 5 Thl. betragen. Doch schon zwanzig Jahre später, 1886, wurde die Sterbelade auf der Generalversammlung aufgehoben, da die Bruderschaft absolut keinen Nachwuchs mehr verzeichnete. Trotzdem kam die Bruderschaft ihren kirchlichen Verpflichtungen nach. So wurden für den Bau der jetzigen Pfarrkirche 150 Taler gespendet. Für eine Glocke wurden 30 Taler aufgebracht. Wallfahrten nach Klein-Jerusalem und Kevelaer waren stets mit Spenden verbunden. Brudermeister Heinrich Jansen berichtet in einem Rückblick-Protokoll von 1912: ,,Alljährlich werden noch 4 Hochämter für die Mitglieder gehalten und diese von der Kasse bestritten. Am Tage des St. Sebastianus ist ebenfalls alljährlich ein Hochamt mit Predigt, für das eine Stiftung von einem früheren Mitglied namens Walter besteht.”

Etwa bis Ende 1870 wurden noch häufiger Prunkzüge der Sebastianer abgehalten. Danach wurden sie seltener. Der Grund hierfür lag bei den Junggesellen, die 1880 ihre Bruderschaft in einen Schützenverein umgewandelt hatten, dadurch erhielt die Sebastianus-Bruderschaft keinen Nachwuchs mehr. Ein statutengerechter Vorstand existierte ebenfalls nicht mehr. Lediglich zwei Brudermeister erfüllten die Aufgaben der Verwaltung. Erst nach langer Pause, im Jahre 1898, nachdem sich wieder eine Anzahl jüngerer Mitglieder der Bruderschaft anschlossen, konnte wieder ein Schützenfest veranstaltet werden. Ein Komitee sollte zunächst die Arrangierung und Geschäfte besorgen.

Ein Vorstand nach Vorschrift der Statuten solle dann auch wieder im nächsten Jahr gewählt werden. Ein großer Prunkzug setzte wieder einmal einen neuen Anfang, in deren Mittelpunkt Schützenkönig Josef Pauen wirkte. Im Jahre 1899 errang Peter Kivelip die Königswürde, die mit einem großen Schützenfest verbunden wurde. Dann kam das Jahr 1900. Es ist unverständlich, warum der Vorstand in diesem Jahr ein Jubiläum aus Anlass des 200jährigen Bestehens feierte. Erklären lässt es sich vielleicht deshalb, dass Protokolle bis hierhin kaum oder fast gar nicht geführt wurden, Rechnungsbücher erst aus dem Jahre 1755 bekannt waren. Aber die Hauptschuld für den Jubiläumsfehler mag auch die Inaktivität der letzten Jahrzehnte gewesen sein. Kriegerische Einflüsse und mangelnde Sorgfalt taten ihr übriges hinzu. Der Grund mag aber die alte Silberplatte von 1701, auf deren Rückseite das Herstellungsjahr 1700 graviert ist, gewesen sein, ein Jubiläum mit Fahnenweihe durchzuführen. Erst einige Jahre später wurde dieser Fehler eingesehen und in einem Protokoll festgestellt. Nach diesem ominösen Fest folgten dann die Schützenkönige Hubert Weßeler, Jakob Franzen, Math. Pauen und abermals Peter Kivelip, mit schönen Schützenfesten. Im Jahre 1905 wurde wegen des Streiks bei der Firma Deuß und Oetker vom Vogelschuß und Festzug abgesehen. Im darauf folgenden Jahr mußte zunächst die Schießrute durch eine neue Vogelstange ausgebessert werden. Der erste und zugleich letzte Schützenkönig, der auf dem renovierten Stand zu Ehren kam, war Peter Schellen.

Im nächsten Jahr wurde von der Polizeibehörde ein dem Gesetz entsprechender Kugelfang verlangt. Der Vorstand lehnte dies aus finanziellen Gründen ab und so kam es, dass wieder eine große Pause im Abhalten von Schützenfeiern eingelegt wurde. Die Folge war, dass sich 1909 ein allgemeiner Bürger-Schützenverein gründete. Ihm schlossen sich viele Mitglieder der Sebastianus- und Hubertus-Junggesellen-Bruderschaft an. In großen Aufzügen wurden von diesen nun die Schützenfeste veranstaltet. Eine kleine Fahnenabordnung war meist der Beitrag der Sebastianer zu diesen Festen. Sie selbst hielten den Patronatstag mit Generalversammlung als ihr Fest ab. Hier fanden regelmäßig die Rechnungsablagen statt, Versteigerung der Fahnen- und Botenstelle, sowie die Vergabe der Pacht- und Holzrechte. Auf der Versammlung von 1911 wurde beschlossen, die Schießrute abzubrechen, da sie zuvor durch einen heftigen Sturm zerstört wurde. Ein Wiederaufbau wurde, obwohl die Kasse von 90 Mark auf 500 Mark angewachsen war, nicht geplant. Zu Beginn des ersten Weltkrieges zählte die Bruderschaft nur noch 85 Mitglieder. Ein Wirken nach außen erlosch in den Kriegsjahren ganz. Die Not war zu groß und selbst die Generalversammlungen wurden nur noch zu einem Drittel besucht. Versucht wurde aber immer wieder ein Schützenfest abzuhalten. 1921 gelang dies wieder in Verbindung mit verschiedenen Organisationen. Hauptgruppe stellte der allgemeine Schützenverein, sowie die Junggesellen und die Sebastianer. Ferner kamen einige Gesellschaften hinzu. Von ausgesprochenen Prunkfeiern konnte man hinsichtlich der allgemeinen Notlage aber nicht sprechen. Trotzdem berichten die Chroniken, dass die Feiern das ganze Dorf auf die Beine brachte, weil es für die Bürger eine willkommene Abwechslung in dieser trostlosen Zeit war. Auch die Sebastianer konnten in den nächsten Jahren wieder einen Aufschwung erzielen, wobei der Höhepunkt im Jahre 1925 lag, dem 475jährigen Bestehen der Sebastianus-Bruderschaft. Das große Fest begann am 5. August 1925. Dem Regenwetter der vergangenen Tage war pünktlich zu Beginn der Festtage Sonnenschein gefolgt.

Der 9köpfige Vorstand unter Brudermeister Heinrich lppers hatte ein riesiges Programm vorbereitet. Der Sportplatz war in einem Meer von Fahnen und Girlanden getaucht. Um 19 Uhr erklang dann die erste Marschmusik vor dem Bruderhaus Peter Tillmanns. Dann zogen Vorstand und Mitglieder zum Schützenkönig Gerhard Niesen. Von hieraus Zug durch den festlich geschmückten Ort zum Lokal Karl Holtz. Im vollbesetzten Saal fand das Festbankett statt.

Am Sonntag, dem 9. August 1925, begann der Tag um 5 Uhr mit dem Wecken. Um 10 Uhr zog der Festzug in St. Hubertus ein. Neben dem mehrstimmigen Hochamt wurde der Weiheakt der neuen Fahne von Herrn Pastor Küpper vollzogen. Am Nachmittag erklang überall Musik, Pferdegetrappel klatschte auf die Pflastersteine. Menschen sammeln sich um die vielen Fahnen. Zwanzig auswärtige Bruderschaften, davon einige mit über hundert Mann, verstärken den riesigen Zug. Am Kirchplatz ist Vorbeimarsch an den Schützenkönigen und Ehrengästen. Am Schluss des Zuges historische Gruppen, wie alte Feuerwehrer, Weber, Torfstecher und Kanalschiffer, sowie die Reiterei in alten Kavallerie- und Ritteruniformen. Am Marktplatz wird später Carree gebildet. Der stellv. Bürgermeister Wilhelm Franken dankt allen Beteiligten am Festzug. Die Gesangvereine treten unter Lehrer Wolters zusammen und singen gemeinsam: ,,Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre.”

Dann zieht der Zug zum Sportplatz. Hier finden Reiterspiele, Turnübungen, Kunstradfahren und Preisschießen statt. Den großen Silberstern mit Gravur errang die Eustonus-Bruderschaft aus Büttgen-Wattmannstraße. Am Abend gab es überall volle Tanzsäle, bei Pulm, Holtz und Schwan. Am 10. August fand um 9 Uhr ein Seelenamt für die im Kriege gefallenen Mitglieder in St. Hubertus statt und am Abend endete dieses Jubiläum mit einer Abschlussfeier im Bruderhaus.

Wenn man heute bedenkt, dass an diesem Fest über 2000 Personen mitwirkten, kann man verstehen, dass die Chronisten dies als Schönstes und Größtes bezeichneten. Seitdem wurden die Feste der Bruderschaften wieder regelmäßiger. Haupttag der Sebastianer war neben der Generalversammlung der Vogelschuss.

Das Schützenfest wurde gerne gemeinsam mit den anderen Schützengesellschaften abgehalten. Die Sebastianer sollten dabei die Organisation übernehmen. Verschiedentlich übernahm diese Aufgabe aber auch die Hubertus-Bruderschaft. Den Vogel schoss man getrennt. Kosten und Gewinne wurden geteilt.

1927 gab die Bruderschaft neue Statuten heraus, die aber nur geringfügige Änderungen hatten. Im selben Jahr wurde der langjährige Vorsitzende Heinrich Lopers zum Ehrenpräsident auf Lebzeiten ernannt. 1928 wurde in Köln der Bund Rheinisch-Westfälischer Schützen gegründet. Als Erzbruderschaft sollte sie den Schützen einen sicheren Bestand, höhere Ziele und klarere Ausrichtung geben.

Über die Beitrittsfrage entstand ein heftiger Streit zwischen Pastor und Mitglieder. Erst 1930 war man doch allseits davon überzeugt, den Anschluss zu beantragen. Zwei Mitglieder besuchten von nun an die Bezirksversammlungen. Der innere Aufbau der Bruderschaft nahm wieder mehr und mehr zu. Zwei Jahre später berichtete Johann Neuen im Protokoll, dass die Mitgliederzahl wieder über 200 Personen gestiegen ist. Doch im nächsten Jahr auf der Generalversammlung trat der gesamte Vorstand zurück. Heftige Kritik einiger Mitglieder ließ den 8köpfigen Vorstand resignieren. Trotz der großen Versammlung war man nicht in der Lage, ein neues Gremium zu bilden. Ein Ausschuß von 8 Mitgliedern wurde beauftragt, Persönlichkeiten aus der Gemeinschaft zu gewinnen, die die Wahrung der Vorstandsposten übernahmen. Im Mai kam es zu einer erneuten Versammlung. Hier wurden Willy Kothen als Vorsitzender, sowie die Herren Johann Leven, Hubert Staken, Jakob Kothen, Peter Feiter, Josef Zensen, Josef Jörgens und Peter Schmitz mit der Leitung der Bruderschaft beauftragt. In den nächsten beiden Jahren veranstaltete die Hubertus-Bruderschaft das Schützenfest. Am 8. August 1935 wurde von den Sebastianern noch einmal das Vogelschießen veranstaltet. Die Königswürde errang Peter Stocks.

Ein vorerst letzter Ball fand abends im Saale Holtz statt. 1936 fand noch einmal eine klägliche Generalversammng statt. Einziger Beschluss Anschaffung eines Hakenkreuzbanners und die Bekanntgabe, dass das Land an der Schießrute enteignet sei. Für das Jahr 1937 wurde im Protokollbuch lediglich vermerkt, dass man sich nur noch auf dem religiösen Sektor betätige und somit keine besonderen Ereignisse zu berichten sind. Die Gleichschaltung der nationalsozialistischen Zeit hatte auch die Bruderschaft erfaßt. 1941 fand nochmals eine kleine Versammlung im Pfarrheim statt. Aber aus Furcht vor dem neuen Regime und der Kriegszeit kamen nur 8 Mitglieder. Viele waren auch bereits ausgetreten. Ein Auftreten in der Öffentlichkeit war den Sebastianern verboten. Somit stellte man auf dieser letzten Versammlung die Tätigkeit ein.

Erst nach dem Zusammenbruch des ,,Dritten Reichs” konnte Vorsitzender Willy Kothen am 20. Januar 1946 wieder den ersten Versuch machen, im Pfarrheim eine Generalversammlung abzuhalten. Es waren 16 Mitglieder erschienen. Pastor Nicolini ermunterte die Anwesenden, nicht den neuen Anfang aufzugeben: ,,Sucht die Mitglieder wieder auf, welche aus Furcht vor den Nazis ausgetreten waren und gute Katholiken sind. Gewinnt sie wieder für den Bruderschaftsgedanken.”

Doch der Anfang blieb schwach. 1947 fand wegen der Notlage keine Versammlung statt. 1948 wurde auch noch durch die Währungsreform der klägliche Kassenbestand von RM 430,03 abgewertet auf 25,80 DM. Mit diesem Bestand ging man dann am 20. Januar 1949 im Pfarrheim erneut in eine Versammlung. In ihr stand der Wahlspruch der alten Bruderschaftsfahne: ,,Aus alten Wurzeln, neue Kraft” gestärkt aus dem Geist der Vergangenheit, sollte trotz der Notlage das 500-jährige Bestehen der Bruderschaft würdig gefeiert werden.

Am 30. Januar 1949 fand eine erneute Versammlung statt. Pastor Nicolini berichtete zunächst, dass das Land wieder in den Besitz der Bruderschaft käme. Erfreulich war auch der Mitgliederzuwachs. Mutig ging man an neue Aufgaben. Ein kleiner Festausschuss wurde dem Vorstand zugewählt, damit sie zusammen das Jubiläum vorbereiteten. Am 6. und 7. August 1949 war es dann soweit. Über 15 Jahre hatten die Bürger auf das traditionelle Fest verzichten müssen. Am Sonntagmorgen wurden wieder die ersten bunten Maibäume gesetzt. Papier war knapp, aber manche behalfen sich mit fein geschnittenen Stoffresten. Festkomitee und Musikzug zogen zur Hubertusschule, wo ein Schießstand aufgebaut war. Pastor Nicolini verrichtete das Gebet, wie es nach altem Brauch üblich war. Sodann feuerte er den ersten Schuss ab. Dieser wurde gemäß Vorschrift der Besatzungsmächte mit der Armbrust geschossen. Apotheker Hans Schmitz errang die Königswürde und seine Minister wurden Peter Flocken und Peter Terhardt. Unter großem Jubel zog der Festzug zur Turnhalle. Bei fröhlicher Stimmung mit Tanz- und Unterhaltungsmusik klang der erste Tag aus. Am Sonntagmorgen zog der Festzug geschlossen in St. Hubertus ein. Ein feierliches Hochamt, zelebriert vom Diözesanpräses Pfarrer Bauer aus Baal, bildete den kirchlichen Höhepunkt. Nach der Messe wurde am Ehrenmal ein Kranz niedergelegt. Viele gedachten derer, die aus dem Kriege nicht wiedergekehrt waren oder noch in Gefangenschaft verharrten.

Um 15 Uhr setzte sich der schön gestaltete Festzug in Gang. An der Kirche fand ein Vorbeimarsch an den Königen von Kaarst, Niederheide und Schiefbahn statt. Waren es auch noch keine Schützen, so boten aber die hiesigen Vereine der Radfahrer, Reiter und Turner ein buntes Bild, welches noch durch 13 Fahnenabordnungen und vier Prunkwagen verstärkt wurde. Der Musikzug von Josef Jörgens sorgte für einen harmonischen Ablauf. Dann ging es zur festlich geschmückten Festhalle, die Johann Hoster mit einigen Mitgliedern prachtvoll dekoriert hatte. Hier erfolgten Festreden und auffordernde Worte, das traditionelle Schützenfest an den Frühkirmestagen wieder aufleben zu lassen. Ein erster zaghafter Anfang sei heute gemacht worden. Der anschließende Festball ließ manchen die Schrecken der letzten Kriegsjahre vergessen.

Am 20. Januar 1950 fand dann auch wieder das althergebrachte Patronatsfest statt. Im geschlossenen Zug zog man zur Pfarrkirche, wo ein feierliches Hochamt zelebriert wurde. Abends fand im Bruderhaus Hoster die Generalversammlung statt. Der Vorstand wurde zunächst in seiner Form belassen, um das erste Nachkriegs-Schützenfest vorzubereiten. Lediglich zwei Jugendbeisitzer, Karl Baumanns und Peter Schmitz, wurden in den Vorstand hinzu gewählt. Aber schon im März traten Änderungen ein. Die Posten des Schrift- und Kassenführers sollten getrennt werden. Verhandlungen mit den Vereinen über den Aufbau des Schützenfestes wurden in Angriff genommen. Am 17., 18. und 19. Juni war es dann nach 18-jähriger Pause wieder soweit. Bei herrlichem Wetter zog ein festlicher Zug von Schützen und Grenadieren durch den Ort. Im Mittelpunkt stand Schützenkönig Hans I. mit seinen Ministern. Drei Tage stand Schiefbahn wieder im Zeichen alter Schützenfeiern. Ein neuer Beginn und Aufbau war getätigt. Der Widerhall dieses ersten Festes hat sich bis in die heutigen Tage gehalten. Bei der Generalversammlung im Jahre 1951 wurde erstmals nach 1933 wieder der Vorstand gewählt. Zunächst in der Form von Vorsitzender, Schriftführer und Kassierer mit ihren Stellvertretern. Hinzu kamen zwei Beisitzer. Vorsitzender und Brudermeister wurde Hans Schmitz, sein Stellvertreter der lange Jahre verdienstvoll wirkende Willy Kothen. Ferner wurde beschlossen, eine ständige Ehrengarde für die Fronleichnamsprozession zu schaffen. General und Major sollen zum Vorstand hinzugezogen werden. Beim Vogelschuss im Mai schoss Peter Flocken den Vogel ab. Er hielt die Königswürde aber nur zwei Tage und legte sie dann nieder. Darauf wurde am Pfingstsonntag erneut geschossen und Peter Terhardt errang die Königswürde. Sein Schützenfest steigerte weiterhin die Begeisterung unserer Bürger.

1952 machte Mitglied Johann Leven den Versuch, die Hubertusbruderschaft wieder ins Leben zu rufen. Doch dieser Punkt wurde zunächst verschoben. Im selben Jahr gelang es Franz Baumanns zu Königsehren zu kommen. Mit seinen jungen Ministern feierte er ein weiteres würdiges Schützenfest. Erstmals wurde dabei eine Tribüne auf dem Rathausplatz aufgestellt, welche eine bunte Kulisse bei den Paraden bildete.

Beim Schützenfest von Josef Harmsen wurde 1953 das erste FestzeIt errichtet. 1954 folgte Hermann Nießen seinem Vorgänger als würdiger Schützenkönig. Die Feste hatten bis hierhin schon einen festen Bestand in unserem Gemeindeleben. Aufgeschlossene Unterstützung fand man immer wieder bei der Geschäftswelt. Im Mai 1955 starb der 1. Vorsitzende Hans Schmitz. Ein großes Ehrengeleit der Bruderschaft begleitete ihn auf seinem letzten Weg. Als neuer Vorsitzender folgte Willy Marx, der auch in diesem Jahr die Königswürde errungen hatte. Josef Kluck wurde nicht nur Nachfolger als Schützenkönig, sondern übernahm auch 1957 den Vorsitz. Im selben Jahr wurde mit Jakob Helten als bester Schütze das Fest gefeiert. Seine Residenzzeit endete mit dem Begräbnis von Pastor Nicolini. Mit einem großen Ehrengeleit wurde dem verdienstvollen Präses die letzte Ehre erwiesen. Als neuer Pfarrer wurde am 3. Mai 1958 Dr. Bernhard Brück mit einer Ehrenabordnung in die Pfarrgemeinde eingeführt. Als neuer Präses nahm er im selben Jahr erstmals am Schützenfest von Jakob Beckers teil. In jedem Jahr hatte sich aber auch die Bruderschaft an den kirchlichen Festen beteiligt. An Fronleichnam und der Kevelaerwallfahrt beteiligten sich Mitglieder und Ehrengarde.

1959 folgte das Schützenfest von Willi Gehlen. Das Fest füllt fast vier Berichtseiten im Protokollbuch. Bei der Generalversammlung 1960 wurden die bisherigen Statuten aufgehoben. Es folgten neue überarbeitete Paragraphen. Im Sommer residierte Heinz Grundmanns mit seiner Prunkfeier in Schiefbahn. Ihm folgte im Jahr darauf Josef Kothen. Seine Amtszeit wurde unvorhergesehen länger, da sich im Herbst beim Vogelschuss kein Nachfolger fand. Aus diesem Grunde konnte 1962 kein Schützenfest abgehalten werden. Die Kosten waren manchem zu groß geworden. So sollte im nächsten Jahr der prunkvolle Hofstaat fallengelassen werden, damit die finanzielle Last für den König erträglicher wurde. Doch als Willi Jakobs im nächsten Jahr sein Schützenfest feierte, erstrahlte wieder der alte Prunk.

Letztmalig fand im Herbst 1963 der Vogelschuss statt. Theo Leuker errang die Königswürde und feierte 1964 ein prachtvolles Heimatfest. Von nun ab soll der Vogelschuss am Schützenfest-Dienstag durchgeführt werden. Hierbei gelang Josef Hüsges der beste Schuss und er feierte 1965 in prachtvoller Jägeruniform sein Fest. Im selben Jahr musste Vorsitzender Josef Kluck aus gesundheitlichen Gründen sein Amt im Mai ablegen und die Führung seinem Stellvertreter Franz Kiwitz übertragen. Auf der Generalversammlung 1966 wurde Toni Rüttgen als neuer Vorsitzender gewählt. Auf derselben Zusammenkunft wurden auch die Statuten in einigen Punkten geändert.

Von nun an kann jeder Christ Mitglied der Bruderschaft werden. Der neue Vorsitzende feierte dann im Sommer als Schützenkönig ein prunkvolles Heimatfest. Mit Stolz berichtete er am Ende des Jahres, dass die Mitgliederzahl auf 174 angewachsen sei.

Für das Fest 1967 hatten sich bereits 19 Züge gemeldet. Dies bedeutete aber mehr Musik und dadurch höhere Kosten. Zur Deckung wurde beim Fest von Willy Schmitz erstmals ein Programmheft herausgegeben. Auf der Generalversammlung 1969 wurde Theo Goossens als neuer Vorsitzender und Brudermeister gewählt. Toni Rüttgen zu seinem Stellvertreter. Zusätzlich zum bisherigen Vorstand wurde ein Beirat von 12 Mitgliedern bestimmt. Beim Schützenfest von Hans Dömges wurde das erste Montagmorgen-Konzert eingeführt. Der Erfolg war nicht zuletzt der englischen Militärkapelle zu verdanken, die zum erstenmal das Schützenfest bereicherte. Zu einem wahren Musikfest wurde die 520-Jahr-Feier, in der Helmut Rath als Schützenkönig den Mittelpunkt bildete. Neben unseren einheimischen Kapellen spielten die “King’s Husars” aus England und die “Societe Philharmonique” aus der Partnerstadt Linselles in Frankreich. Plakat und Festbuch erhielten erstmals das Motivbild mit Wappen, St. Hubertus und dem Gänsejungen. Als Erinnerung an sein Fest stiftete Helmut I. eine Brudermeisterkette, die der jeweilige Brudermeister tragen soll. Auf der Generalversammlung 1970 kam auf Initiative von Herrn Johann Leven noch einmal das Thema von der Wiedergründung der Hubertus-Junggesellen-Bruderschaft zur Sprache. Mit ihm, als einer der letzten Vertreter dieser Bruderschaft beschloss man gemeinsam, die Tradition der Junggesellen in die St.-Sebastianus-Bruderschaft einzugliedern, die Fahne an Umzügen mitzutragen, und die restaurierte Fahne und das alte Silber im Heimatmuseum zu belassen. Das Schützenfest von Karl Kothen wurde durch die ,,Belgische Zollkapelle” mit einem internationalen Musikflair erweitert. Im selben Jahr wurden die von Karl-Heinz Jungbluth gegründeten ,,Sport-Schützen Schiefbahn” in die Bruderschaft eingegliedert. Vom Entstehungsjahr 1969 an waren sie überaus erfolgreich.

Karl-Heinz Esser übernahm 1971 die Königswürde und sein Fest hatte die selbstverständliche musikalische Großbesetzung die in Schiefbahn nicht mehr wegzudenken ist. Er überreichte erstmals die von der Bruderschaft ausgesetzten Schießpreise, die von da an jährlich beim Wettbewerb der Züge zu gewinnen sind.

Mit dem 583. Schuss errang Hans Gorzny die Königswürde für das Jahr 1972. Er verschönte sein Fest mit den Mädels der “Drumband Harmonie” aus Holland, die sich in den internationalen Musikrahmen des Schiefbahner Schützenfestes einfügten. Wahrscheinlich auf Grund dessen, dass die Schiefbahner Schützenkönige von 1970 und 1971, Karl Kothen und Karl-Heinz Esser, auch jeweils die Bezirkskönigswürde erringen konnten, wurde erstmals dieser Wettbewerb am 24. Juni 1972 nach Schiefbahn vergeben. Auf dem Schulhof der Hubertus-Schule konnte Hans Gorzny dann den Hattrick für die Bruderschaft erringen und der dritte Bezirkskönig werden.

Als Sonnenkönigspaar erwiesen sich Josef und Josefine Rosen im Jahr 1973. Sie machten ihren Namen alle Ehre, denn das Schützenfest stand ganz im Zeichen tausender Rosen, die im subtropischen Sonnenlicht glänzten. Erstmals wurde auch in diesem Jahr der Schützengottesdienst nicht mehr in St. Hubertus gehalten, sondern als Feldgottesdienst auf dem Areal des Ehrenfriedhofs.

Das Jahr 1974 stand ganz in Zeichen der 525-Jahrfeier, aber auch im Zeichen der Wachablösung. Brudermeister und 1. Vorsitzender, Theo Gossens, stellte sich aus gesundheitlichen Gründen bei der Generalversammlung im Januar 1974 nicht mehr zur Wiederwahl. An seiner Stelle wurde Franz-Josef Schmitz mit großer Mehrheit gewählt. Er hatte bis dahin das Amt des 1. Schriftführers erfolgreich verwaltet. Theo Goossens wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt und in dieser neuen Besetzung fand dann am 30. März 1974 ein großes Bankett im Rahmen der 525-Jahrfeier statt. In der vollbesetzten Kulturhalle überreichte Präses Dr. Bernhard Brück während des Festaktes der St.-Sebastianus-Bruderschaft die alte Fahne von 1925 der St.-Hubertus-Junggesellen-Bruderschaft. Sie sollte in Zukunft in der Obhut der Sebastianer bleiben und beim jährlichen Schützenfest mit in die Fahnenkompanie integriert werden. Dabei war sie dann auch, als sie beim Jubiläumsschützenfest an der Ehrenbühne vom Schützenkönig Dieter Holzapfel vorbei getragen wurde. Erstmals wurde das Fest mit einer neu gestalteten Festschrift begleitet, in der vor allem die Wappenfrise der Gruß-, Geleit- und Dankesworte von Walter Schmitz neu gestaltet wurden. Die Festschrift umfasste mehr als hundert Seiten.

Es begann so hoffnungsvoll mit dem neuen Vorsitzenden. Da wurde die Bruderschaft an 6. April 1975 von der erschütternden und plötzlichen Todesnachricht ihres Brudermeisters Franz-Josef Schmitz überrascht. Seine große Beliebtheit und sein unermüdlicher Einsatz konnte die Bruderschaft nur noch mit einem großen Requiem am 11. April 1975 ausdrücken und fast alle Mitglieder, Freunde und Kameraden nahmen an seinem Grabe Abschied.

Beim Schützenfest 1975 von Franz-Josef Kothen musste der 2. Vorsitzende, Anton Rüttgen, auch die Aufgaben des Brudermeisters übernehmen und dies bis zur Generalversammlung im Januar 1976 ausüben. Hier wurde dann mit einer klaren Mehrheit Franz Weber zum neuen Brudermeister gewählt und schon beim Schützenfest 1976, bei dem Hans Hebben als König im Mittelpunkt stand, bewies der neue Vorsitzende, dass die Mitglieder eine gute Wahl getroffen hatten. Schon ein Jahr später, beim großen Schützenfest von Peter Kirch-kamp, hatte man sich auf die dichterischen und manchmal musikalischen Ansprachen des neuen Brudermeisters eingestellt. Im März 1977 verabschiedete die Mitgliederversammlung eine überarbeitete und erneuerte Satzung, wobei als wichtigste Neuerung die Eintragung ins Vereinsregister beschlossen wurde. Die Größe der Bruderschaft und der Umfang des Schützenfestes mussten auf neue, rechtliche und steuerliche Standards gebracht werden. Keine Auswirkung hatte natürlich das sogenannte “e.V.” auf die traditionelle Schützenfeier 1978, für die Heinz-Günter Köntges die Königswürde errungen hatte. Es war die dritte Köntges-Regentschaft in einer langen Familientradition, die vom Großvater (1897) über Onkel (1927) mit besten Voraussetzungen für das Fest 1978 gegeben waren und so konnte sich auch dieses Heimatfest würdevoll in die Schiefbahner Tradition einordnen. Als 1979 die junge Schießabteilung der Bruderschaft ihr zehnjähriges Bestehen feierte, muss sie neben den zahlreichen Titeln und Meisterschaften, auch ein besonderes Training für Schiefbahner Schützenkönige gehabt haben. Denn Meisterschütze Josef Faßbender hatte für 1979 nicht nur die Schiefbahner Königswürde errungen, sondern auch die für den Bezirk und dies kurz vor seinem großen Fest auf dem Schiefbahner Sportplatz. Dass durch die doppelte Königswürde das Schützenfest 1979 einen besonderen Stellenwert hatte, versteht sich von allein. Als erster Schützenkonig im neuen Jahrzehnt bezeichnete sich Heinz Kamps bei der Eröffnung des Heimatfestes 1980, welches erstmals bei der Zugeinteilung die Größenordnung von 50 Abteilungen überschritten hatte. Ein Beweis, dass das Schützenfest in Schiefbahn weiterhin auf Expansionskurs war und der Paradeplatz am Rathaus eng wurde.

17 Jahre war August Peters an St. Hubertus Seelsorger und damit auch Vize-Präses und Freund der St.-Sebastianus-Bruderschaft. Da kam Ende März 1981 die Nachricht zu seiner neuen Wirkungsstätte in Krefeld, und als Papst Johannes Paul ll. ihn zum Weihbischof von Aachen ernannt hatte, waren bei der Weihe am 9. Mai 1981 in Aachen natürlich viele Sebastianer mit dem Schützenkönig 1981, Hans Hall, vertreten. Für ihn hatte allerdings der Wettergott beim großen Schützenfest vom 27. 30. Juni kein Verständnis und so ging Hans Hall, trotz großem Engagement auch im Vorstand, als Regenkönig in die Schützenchronik ein.

Zwei Personen hatten 1982 die Bruderschaft 25 Jahre entscheidend mitentwickelt. Es waren Pastor Dr. Bernhard Brück und Platzmajor Albert Bertzen. Der Eine im Seelsorgerischen und Sozialen, der Andere im Disziplinierten und Ordentlichen. Natürlich standen beide neben dem Schützenkönig 1982, Paul Marx, mit im Mittelpunkt des Geschehens. Wie begehrt Schiefbahner Schützen auch außerhalb waren, beweist auch, dass man Ende 1982 das Vorstandsmitglied, Hans Josef Hüsges, zum Bezirksbundesmeister wählte.

Ein Jahr später standen wieder zwei markante Persönlichkeiten des Schiefbahner Schützenwesens im 25-jährigen Jubiläumsmittelpunkt. Es war General Josef Faßbender und Jägerhauptmann Gustav Geiger. Beim Schützenfest 1983 von König Helmut Strothotte, wurden beide mit dem Ehrendegen geehrt und Brudermeister Franz Weber wünschte sich mehr solcher Idealisten in unserer Bevölkerung.

Mit dem Jahr 1984 änderte sich das Aussehen des Festbuches. Das vertraute Motivlogo von Programmheft und Plakat wurde auf der Umschlagseite des Festbuches geändert. Das neue, farbige Aussehen wurde von Walter Schmitz entworfen. Die neue Serie eröffnete das Bild vom Königshaus Friedel Schüller als König 1984 und den beiden Ministern Wilfried Böhme und Winfried Faßbender. Bei ihrem glanzvollen Schützenfest konnten sich auch erstmals die Marke der Zugeinteilungen auf über 60 Abteilungen vergrößern. Die teilnehmende Schützenzahl überstieg ebenfalls die Grenze von über 800 Personen. Doch bei soviel Licht ist auch Schatten gewesen. Der bei der Bevölkerung so beliebte Präses Dr. Bernhard Brück war als Pastor an St. Hubertus in den verdienten Ruhestand gegangen. Er hatte der Bruderschaft und der Gemeinde über 27 Jahre als Seelsorger und Berater gedient. Sein Nachfolger, Pastor Hans-Georg Stefes, übernahm im Oktober 1984 das Amt des neuen Präses der Bruderschaft.

Trauriger waren die Nachrichten vom Tode zweier hochverdienter Brudermeister. Am 27. Dezember 1984 verstarb Josef Kluck. Er war in der schwierigen Aufbauzeit von 1957 bis 1965 Brudermeister und später auch Ehrenmitglied der Bruderschaft. Am 18. Juni 1985 verstarb der Ehrenvorsitzende Theo Goossens. Er war von 1968 bis 1973 Brudermeister und hatte entscheidend die Weichen für eine größere und modernere Bruderschaft gestellt. Mit seinem unermüdlichen Einsatz für eine christliche, soziale und traditionelle Bruderschaft hat er einen besonderen Ehrenplatz in der Geschichte der Sebastianer verdient. In seinem Sinne wurde dann auch wieder ein besonders schönes Schützenfest 1985 mit König Günter Marx gefeiert, der übrigens als dritter Schützenkönig die Familientraditon Marx fortsetzte.

Erstmals übernahm Peter Kirchkamp in diesem Jahr das Amt des Jägerhauptmanns, da Gustav Geiger sich aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen hatte. Schützentradition bestimmte auch das Fest 1986 von König Otto Moerschen. Nur, dass sich die Größe und der Umfang seines Festes mehr als verdreifacht hatte, als noch beim Schwiegervater, König Toni Rüttgen, vor 20 Jahren. Die “Sport-Schützen Schiefbahn 1969”, Schießabteilung der Bruderschaft, fusionierten 1986 mit den “Hubertus-Schützen Schiefbahn 1955 e.V.”

Eigentlich war mit dem Teilverkauf der alten Schießrute bereits der Grundgedanke an eine neue Schießsportanlage gelegt worden. Im Frühjahr 1987 begannen mit einem guten Grundstock die ersten Planungen. Es sollte ein überdachtes Gebäude und Areal von 920 qm und auf dem Sportzentrum im Schiefbahner Bruch gebaut werden. Das Gelände sollte von der Stadt Willich angepachtet werden. Herzstück sollten eingezäunte Schießbahnen werden mit Auswerteräumen, Waffenkammern, sowie Lager- und Gasträume. Kalkuliert war das Objekt mit ca. DM 515.000, wovon die Hälfte über Mitgliederarbeiten und Spenden finanziert werden sollten.

Das gewaltige Projekt stand auch beim großen Heimatfest von Udo Amend, dem Schützenkönig von 1987, immer wieder zur Diskussion bei den Mitgliedern.

Im Festzelt 1988, in dem Jahr als Schützenkönig Franz-Josef Binger wieder einmal ein Rekord-Schützenfest feierte, konnte der 2. Brudermeister Peter Beckers verkünden, dass schon bald Grundsteinlegung der neuen Anlage wäre, da Planung und Finanzierung stünden. Und in der Tat fand dies schon am 8. Oktober 1988 statt. Feierlich mit Blasmusik, Präses, Bürgermeister, Vorstand und vielen, vielen Mitgliedern, sowie einem speziellen Grundstein gefüllt mit Urkunden, Münzen, Tageszeitungen und Festbüchern. Gleichzeitig begann die Bausteinaktion, um die Restfinanzierung abzudecken. Und welch gewaltige Leistung, bereits am 15. April 1989 konnte Richtfest gefeiert werden. Tolle Voraussetzungen für Schützenkönig Hans Josef Hüsges, der Anfang Juni 1989 mit bereits 70 Zugeinheiten ein grandioses Fest feierte und in dessen Mittelpunkt die Weihe einer neuen Fahne beim Feldgottesdienst stand. Für DM 6660, wurde sie von der Karlsruher Fahnenfabrik erstellt und zeigt auf der dunkelgrünen Vorderseite St. Hubertus, Wahlspruch, Jahreszahlen und Gänsejungenbrunnen.

Die hellbeige Rückseite zeigt braun eingestickt das Bruderschaftswappen. Dass das neue Symbol und Sinnbild der Bruderschaft beim farbenprächtigen Schützenfest von König Manfred Köntges auch im Mittelpunkt stand, versteht sich. Zumal es sicherlich auch als gutes Omen galt, dieses neue Symbol an den Anfang von 1990 zu setzen, dem letzen Jahrzehnt in unserem Jahrtausend.

Und das andere, wohl einmalige Ereignis in der Geschichte der Bruderschaft war in diesem Jahr auch die Einweihung der neuen Schießsportanlage. Natürlich wurde dieser tolle Komplex in unserem Kreis mit viel Lob und Begeisterung eingeweiht und man muss Initiatoren und Helfern, und hier stellvertretend für alle, Peter Beckers und Hans Hall, danken. Schiefbahn hat mit dieser Anlage wieder an die alte Tradition angeschlossen, die ihr schließlich den Namen gegeben hat. Schützenkönig 1991, Helmut Fellinger, war dann auch der erste, der die Königswürde auf der neuen Anlage erzielte und mit entsprechendem Glanz sein Schützenfest mit weiteren Prunkrekorden feiern konnte.

Mit 21 Böllerschüssen wurde das farbenprächtige Schützenfest 1992 beim König Manfred Esser eröffnet. Bei seinem Gala-Abend wurde der ehemalige Pastor Dr. Bernhard Brück, zum Ehren-Präses der Bruderschaft ernannt. Mit über 800 Schützen und 300 Musikern setzte auch dieses Fest wieder neue Rekordmarken. Mit dem 201. Schuß errang Johannes Bungter das Königserbe für 1993.

Da auch beim Schützenfest fast kaum noch Steigerungen möglich waren, so merkte man doch, dass die Begeisterung auch bei diesem Fest anhielt. Erstmals wurde beim Schützenfest 1994 mit König Herbert Meyer, der Freitag als 5. Festtag bei den Veranstaltungen mit einbezogen. Open-Air- Konzert wurde diese reine Abend-Musik-Schau der Moderne auf den Sportplatzanlagen genannt. Sicherlich um noch mehr oder überhaupt den jugendlichen Schützen eine bessere Anbindung zur Bruderschaft zu zeigen und in der Tat erwies sich dieses Musikspektakel als großer Erfolg. Im Festbuch hatte sich in diesem Jahr auch Pfarrer Hans-Georg Stefes im Grußwort als Präses der Bruderschaft verabschiedet, da er in den verdienten Ruhestand gegangen war.

Mit dem Grußwort zum Schützenfest 1995, in dem Horst Bosman die Königswürde errungen hatte und nach fünf Jahren wieder einmal einer aus den Reihen der Sappeure das Zepter ergriffen hatte, wurde der neue Pastor an St. Hubertus, Otto Kaempffer, auch als Präses der Bruderschaft vorgestellt. Noch einmal wollte es Hans Hall wissen und errang für 1996 die Königswürde bei einem Schützenfest, das wohl wieder alle Rekorde gesprengt hatte und zusammen mit der Kornblumenkönigin aus Amerika, konnten Hans und Marianne diesmal ein hochsommerliches und farbenfrohes Fest genießen.

Farbenfroh wurde es am 24. Mai 1997 auf dem Platz vor der Hubertuskirche. Erstmals errichtete die Jungschützenabteilung der Bruderschaft gegen 15.30 Uhr mit einem schweren Kranwagen einen 16 Meter hohen Schützenbaum. In monatelangen Vorbereitungen hatten sie den aus der Eifel stammenden Baum bearbeitet und mit 56 Wappenschildern der einzelnen Schützenzüge ausgestattet.

Es war ein farbenprächtiges Ereignis und der Schützenbaum soll künftig in den Sommermonaten den Kirchplatz schmücken und so an die alte Schiefbahner Schützentradition erinnern. Dies tat auch im selben Jahr König Heinz-Josef Zlobinski mit einem wahren Blumenfest bei dem 750 Rollen Krepppapier, 32 Rollen Bänder, 8,3 km Draht, 25000 Rosen und 1600 Schleifen als Dekoration verarbeitet wurden. Die Rekorde beginnen sich auf allen Gebieten beängstigend beim Schützenfest zu steigern. Von einem Rückwärts wollte natürlich König Karl Kaulen auch bei seinem Schützenfest 1998 nichts wissen. Das Schützenfestbuch überschritt erstmals die Seitenzahl von 200, die Zugeinheiten die Marke von 75 Abteilungen und über 8000 Besucher wurden allein beim Open-Air-Konzert geschätzt, die vielen anderen Steigerungen beim 549. Schützenfestjahr wollte man erst gar nicht mehr zählen.

Aber auch hier hieß es, wie so oft in der Nacht zum Mittwoch wehmütig vom Brudermeister Franz Weber: “Majestät, ich melde, das Schützenfest 1998 ist beendet“. Aber in jedem Ende liegt ein neuer Anfang.

Der neue Anfang war für das Jahr 1999 gelegt worden. Es wurde das Jahr der 550. Jahrfeier. Ein Jubiläum von besonderer, traditioneller Reichweite, welches dann auch am 21. März 1999 in einem würdigen Rahmen herausgestellt wurde. Eingeleitet wurden morgens die Feierlichkeiten mit einem Hochamt in St. Hubertus. In einem Festakt in der Kulturhalle ehrte und gedachte man der Geschichte und den Menschen in der St.-Sebastianus-Bruderschaft zu Schiefbahn. Festredner erinnerten an Höhen und Tiefen im Dasein einer Vereinigung, die ein Großteil Schiefbahner Geschichte war und ist.

Die Jubelfeiern wurden dann vom 18. bis 22. Juni mit einem großartigen Schützen- und Heimatfest gekrönt. Jubelkönig war Manfred Hendricks mit seinen Ministern Paul Berger und Norbert Steves.

Vor Ort berichtete der Rundfunk über die exakten Paraden, den vielen, bunten Umzügen, von überfüllten Festzeltveranstaltungen und dem von über 10000 Menschen besuchten Open-Air-Konzert auf dem Schiefbahner Sportplatz.

Als besonderes Geschenk vom Schutzpatron St. Sebastianus wertete man das herrliche Sommerwetter für ein so farbenfrohes Jubelfest.

Es war das letzte Fest im zu Ende gehenden Jahrtausend, dem Jahrtausend in dem sich die Geschichte der St.-Sebastianus-Bruderschaft bis jetzt vollzogen hatte.
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